Der erste große Coup und alles geht schief. Die Kleinkriminellen Jimmy Hands (James Nesbitt) und sein Kompagnon Rudy (Lennie James) starten einen Banküberfall, bei dem alles daneben geht. Rudy sperrt sich dummerweise selbst ein und Jimmy wird auf der Flucht geschnappt. Sie kommen in den „Knast“ werden zu 5 Jahren verurteilt und treffen sich hinter den Gefängnismauern wieder. Jimmy wird das Knastleben sehr schnell leid und schmiedet einen Fluchtplan. Da kommt ihn die Leidenschaft des Gefängnisdirektors Mortimer (Christopher Plummer) genau richtig. Mortimer ist ein großer Musikfan und hat ein Musical geschrieben, welches von seinen Insassen gespielt werden soll. Die Premiere soll in der „alten Kapelle“ stattfinden. Genau was Jimmy braucht, denn die alte Kapelle ist der Schwachpunkt der Anstalt. Von dort aus soll die Flucht starten, so Jimmys Plan. Die Gefängnispsychologin Annabel (Olivia Williams) ist bei den Vorbereitungen für das Musical ebenfalls dabei und spielt neben Jimmy die weibliche Hauptrolle. Jimmy und Annabel kommen sich bei den Proben langsam näher. Wird diese Tatsache Jimmys Fluchtpläne gefährden?
Lucky Break ist eine Komödie mit feinem britischen Humor, der Gefängnisalltag und die Insassen werden auf charmante und teils köstliche Art dargestellt und von der komödiantischen Betrachtungsweise aufgezeigt. Die Briten verstehen auf exzellente Weise Humor und Tragik miteinander zu verquicken und darzustellen. Peter Cattaneo, dem Regisseur ist dieses wieder einmal auf glänzender Art und Weise gelungen. Der Film ist von 2001, hat eine Laufzeit von 112 Minuten und ist ab 12 Jahre freigegeben.
Inhalt des Films
Wie auch im Film ist Musik nicht einfach nur eine kulturelle Begleiterscheinung. Musik ist Kunst, Gefühl, Emotion und Leidenschaft. Attribute, die Traum und Realität verbinden. Das der Gefängnisdirektor ein leidenschaftlicher Musikliebhaber ist, kommt dem Protagonisten bei seinen Fluchtplänen zu Gute. Auch in der Realität ist die Leidenschaft für Musik ein durchaus nützliches Instrument um Schwächen oder auch Gefühlszustände eines anderen zu erkennen.
Der Filminhalt lässt sich relativ konkret auf die musikalische Beeinflussung in der Realität projizieren. Während der Direktor die Kapelle für die Aufführung wählt obschon es sich dabei um die unsichersten Räumlichkeiten des Gefängnisses handelt, gehen im realen Leben Menschen noch weitaus größere Risiken ein um ihrer Leidenschaft nachzugehen. Neben einem Grundvertrauen in die menschlichen Moralvorstellungen ist er auch geprägt von dem Bedürfnis, dass die Aufführung perfekt werden soll. Auch in der realen Welt sind die Menschen beeinflusst von Wünschen, Sehnsüchten und lassen sich von emotionalen Gefühlen leiten – dies erkennt der Zuschauer über die gesamten 112 Minuten Filmlänge.
Regisseur Peter Cattaneo lässt die Leidenschaft des Direktors zur Fahrlässigkeit führen, welche ohne jegliche moralische Bedenken oder Einwände vom Protagonisten Jimmy genutzt werden kann. Dass auch er aufgrund von emotionalen Beziehungen von seinem ursprünglichen Plan ablassen möchte, ist ebenfalls ein reales Faktum. Die Darstellung der Zusammenhänge von Musik und Emotion wird auf humorvolle Art und Weise inszeniert, wobei die Wirklichkeit oftmals für den Einzelnen ohne komödiantische Ergänzungen erlebt wird. Somit werden beispielsweise die Proben zum Auftritt – zum dramaturgischen Höhepunkt des Films – mit Leichtigkeit dargestellt. Gesangsunterricht, hartes körperliches Training und andere Schulungen der bestehenden Fähigkeiten sind es jedoch in der realen Welt, die von Leihen-Schauspielern oder beruflichen Akteuren durchgestanden werden müssen. An genau diesen Feinheiten erkennt man, wie schwerwiegend die thematische Verlagerung auf das Thema Humor fokussiert ist. Selbst ein Ausbruch wirkt in diesem Szenario deutlich einfacher als es in der Realität doch tatsächlich möglich wäre.
Nimmt man die Darstellung dieser Geschichte entsprechend der Filmkategorie, kann man den Film durchaus als gelungen definieren – hierfür ist jedoch der Ausschluss der Ernsthaftigkeit notwendig. Eine Erkenntnis kann man jedoch aus diesem Film mitnehmen: Ganz gleich wie fundamental wichtig die eigenen Pläne sind, es besteht jederzeit die Möglichkeit bestehende Konzepte abzuändern – ganz gleich ob dies nun aus persönlichen oder umstandsbedingten Gründen der Fall ist. Wichtig ist es jedoch sämtliche ungeahnte Situationen mit Humor zu nehmen und als Chance zu sehen. Genau dieser Punkt ist heutzutage gesellschaftlich nicht mehr zu finden, weswegen der individuelle Leistungsdruck auch konstant anwächst.
https://www.youtube.com/watch?v=yTuCiy-rYZU
Filmkritik
Wer sich im Voraus über den Film Lucky Break – „Rein oder Raus“ informieren möchte, der wird feststellen, dass man sehr wenig negative Äußerungen und Meinungen findet. Sämtliche Rezensionen heben vor allem den sagenhaften, trockenen Humor hervor, mit welchem die Hauptdarsteller James Nesbitt alias Jimmy Hands, Lennie James alias Rudy und Olivia Williams alias Annabel Sweep ihre Rollen spielen.
Trotzdem die Hauptkulisse ein Gefängnis ist, überraschen die Protagonisten mit Charme und Witz. Ganz gleich ob es sich um eine Fernsehproduktion handelt oder um einen Kino-Film, nur wenn die Kritiken durchweg positiv ausfallen, sind weitere Zuschauer motiviert den Film zu sehen – dies ist der reguläre Verlauf. Andererseits gibt es auch Non-Konformisten, die erst nach zahlreichen schlechten Rezensionen beschließen den Film zu sehen. Zwar erhielt Lucky Break größtenteils eine positive Resonanz, dennoch blieb die eine oder andere Kritik nicht aus. So gab es z.B. für die Filmkulisse, das Gefängnis, einige kritische Äußerungen bezüglich einer beschränkt dargestellten und geringen Abwechslung. Zu wenig Varianz kann auch nicht mit dem hochgeschätzten britischen Humor kompensiert werden.
Schaut man jedoch genauer hin, geht es um viel mehr als nur um das Gefängnis: Lucky Break handelt von Leidenschaft, Überzeugung und die Wirkung von Musik. Es geht vorrangig um zwischenmenschliche Beziehungen, nicht um die reale Abbildung eines Gefängnisalltags. Alles Gründe, für die Lucky Break, von Regisseur Peter Cattaneo, ein absoluter Kassenschlager geworden ist. Der 2001 erschienene Film ist mittlerweile zwar nicht mehr in den Kinos zu sehen, aber aufgrund des zeitlosen Humors noch immer als DVD heiß begehrt.
Obwohl es sich hierbei eher um eine Komödie handelt, ist der tragische Schwerpunkt kaum zu ignorieren. Noch heute sind die Kritiken auf die Liebesgeschichte fokussiert, die jene Planung über den Gefängnisausbruch ins Wanken bringt. Die Artikel beschreiben hierbei vor allem die Realitätsnähe, da emotionale Beziehungen auch im wahren Leben meist dann entstehen, wenn große Änderungen geplant sind. Inwieweit sich die individuellen Pläne verändern, wird deutlich mit der Entscheidung zwischen Freiheit und Gefängnis. Gerade diese Darstellung begeistert Kritiker und Zuschauer gleichermaßen, worauf vermutlich auch noch heute der Erfolg des Filmes zurückzuführen ist. Eine scheinbar abstrakte Geschichte, welche schlussendlich so, auch jedem wiederfahren kann, womit jeder einzelne Zuschauer direkt und vor allem persönlich angesprochen wird.
Genre
Schon auf den ersten Blick erfährt der Zuschauer um welches Genre es sich bei Lucky Break handelt – allein die Art und Weise wie sich die Kleinkriminellen bei ihrem ersten Anlauf in ihr zukünftiges Chaos stürzen, ist der perfekte Einstieg in den Film. Der Zuschauer erfährt hierdurch sofort wie dieser Film kategorisiert werden kann. Das Genre steht somit gleich zu Beginn fest und der Kinobesucher erkennt aus welcher Perspektive er Filminhalt, Dramaturgie und Schauspieltalent beobachten kann.
Gerade dieser Aspekt ist bei Komödien fundamental, damit ein gewisser Popularitätsgrad erreicht werden kann. Man muss sofort deuten können, wie ernsthaft und realitätsnah die zukünftigen Szenen dargestellt werden. Würde man bei Lucky Break zunächst von einem Drama oder einer Tragödie ausgehen, könnte man vorschnell negativ über das Talent der Schauspieler urteilen. Zwar erfolgt die sofortige Klassifizierung vom Zuschauer unbewusst, dennoch ist sie nicht von der Hand zu weisen. Und gerade darin besteht die Herausforderung.
Nicht nur für Peter Cattaneo, dem Regisseur dieses Filmes, ist dieser nahtlose Übergang gelungen – Nein, auch zahlreichen anderen bekannten Regisseuren gelingt ein solcher transparenter Übergang zur eigentlichen Filmgeschichte. Obwohl die Richtung für den Zuschauer sofort erkennbar ist, wird Lucky Break dennoch nicht, in der Videothek – in der Abteilung Comedy DVDs stehen. Gerade ein solches Filmmerkmal fordert das schauspielerische Talent der Protagonisten. Hier ist ein besonderes Höchstmaß an Disziplin, Einfühlungsvermögen und handwerklichen Können um eine eigentlich dramatische oder gar dramaturgische Szene so zu inszenieren, dass sie nicht an Ernsthaftigkeit verliert und zugleich mit Charme und Witz dargestellt wird. Gerade der britische, trockene Humor (siehe auch die Komikergruppe Monty Python), passt entsprechend zu dem von Peter Cattaneo gewählten Genre.
Trotz unzähliger klassifizierter Filme innerhalb dieser Kategorie, entspricht Lucky Break einem Film, der besonderen Art. Bedenkt man, dass es sich um ein kriminelles Delikt, um einen Gefängnisaufenthalt und um einen Fluchtplan handelt, könnte man kaum vermuten, dass dies eine Komödie werden kann. Dennoch ist es gelungen die Filmgeschichte in einen kausalen Zusammenhang zu bringen – das Leitmittel ist dabei die emotionale Bindung des Protagonisten zur Gefängnispsychologin. Betrachtet man diesen Aspekt alleinig, erkennt man deutlich, dass viele andere Regisseure Liebe und emotionale Abhängigkeiten wählen, um eigentlich dramatische Geschichten mit Humor zu inszenieren. Denn wie auch im realen Leben bringt uns gerade die Liebe dazu, die urkomischsten Verhaltensmuster anzunehmen.