Vor einer Stunde bekam Lara einen Auftrag. Sehr verlockend wie sie fand. Am Vormittag wurde bekannt, dass ein wertvolles Artefakt aus einer Ausgrabungsstätte gestohlen wurde. Die Ausgrabungsstätte befand sich auf einer Insel vor Kambodscha und wurde kaum bewacht. Das war auch das Problem. Denn ein unauffälliger und äußerst cleverer Dieb nahm das Artefakt an sich. Es handelte sich dabei um einen unscheinbaren Armreif, der mit kleinen Verzierungen dekoriert war. Wer nicht wusste, dass es sich dabei um ein Millionen schweres Artefakt handelt, würde es beim Anblick dessen auch nicht vermuten.
Lara brach sofort auf. Viel Equipment brauchte sie für gewöhnlich nicht. Im Gepäck befanden sich ein paar Waffen, Messer, ein Kompass, ein Pager, Verbandszeug und etwas Proviant. Doch angesichts der Ereignisse, die auf Lara warteten, sollte das nicht reichen.
Angekommen in Kambodscha wurde sie von der zuständigen Behörde in Empfang genommen und mit einem Helikopter auf die Insel geflogen. Auf der Insel befanden sich kaum noch Menschen. Die Ausgrabungsstätte war geschlossen und Bewohner gab es keine.
Aufgrund ihrer Erfahrung setzte man große Hoffnungen in Lara, die das so wertvolle Artefakt wieder finden sollte. Man war sich sicher, dass es sich noch auf der Insel befinden musste. Nachdem der Armreif verschwunden war, wurde die Insel sofort abgeschottet. Der Dieb musste sich also irgendwo im Dschungel der Insel versteckt halten.
Lara machte sich schon bald auf den Weg. Sie hatte sich bereits im Flieger über die Insel informiert und wusste über die Dschungelgebiete Bescheid. Da die Insel nicht besonders groß war, ging sie davon aus, dass sich der Dieb möglichst weit im Dschungelinneren versteckt hielt.
Lara schlug sich gerade eine halbe Stunde durch die Wälder als ihr ein extrem unangenehmer Geruch in die Nase stieg. Ein Geruch den sie noch nie zuvor wahrgenommen hatte. Langsam folgte sie der Spur. Nach rund 500 Metern hörte sie Stimmen. Vorsichtig versteckte sie sich im Gebüsch und lauschte den Geräuschen, die jetzt sehr nah waren. Langsam bewegte sie sich und kam den Stimmen immer näher.
Umso näher sie den Stimmen kam, desto mehr wurde ihr bewusst, dass es sich dabei um Kinder handelte. Kinder, die jämmerliche Laute von sich gaben. Als Lara in etwa 20 Meter Entfernung etwas erkennen konnte, erstarrte sie. Sie wollte nicht glauben was sie sah.
In einer kleinen Hütte sah sie die Beine von Kindern. Leblose Beine. Vor der Hütte saßen zwei kleine Mädchen. Nicht älter als acht Jahre. Sie weinten. Da weit und breit keine weitere Menschenseele zu sehen war, ging Lara vorsichtig auf die beiden zu. Als Lara näher kam, erkannte sie einen weißen Schaum am Mund eines Mädchens. Die Kleine fixierte Lara wie hypnotisiert. Als Lara kurz vor der Hütte stehen blieb, schwang sich das Mädchen mit einer blitzschnellen Bewegung auf die Beine.
Durch die sonderbare Haltung und Mimik des Mädchens wurde Lara schnell klar, dass hier etwas außergewöhnliches passiert sein musste. Lara griff nach ihrem Messer. Aber es war zu spät. Das Mädchen stürzte sich auf die Engländerin und biss zu. Lara konnte sich zwar befreien und das Mädchen mit einem Messerstich zu Fall bringen, aber bereits nach wenigen Metern der Flucht, spürte sie wie sich der Schmerz in ihren Venen ausbreitete.
Sie schaffte es gerade noch ihren Pager zu aktivieren, der ihren Butler Hillary alarmierte. Das letzte was sie sah, war ein Armreif an einer großen Hand, die ihr den Mund zuhielt.
Bewusstlos war sie dem Dschungel schutzlos ausgeliefert.