Kreative Menschen haben nicht selten mehrere Talente, oder meinen diese zu haben. In den Anfangszeiten des Tonfilms war es noch üblich, dass Schauspieler und Schauspielerinnen Allroundtalente sein mussten, die Tanz, Gesang und Schauspiel beherrschten. Wie aber verhält es sich umgekehrt? Gelingt Musikern der Schritt zum Film und was halten Publikum und Kritik davon?
Ob Tina Turner, Bruce Springsteen oder Jon Bon Jovi, sie alle trauten sich schon vor die Kamera und wirkten als Gaststar oder sogar in einer Hauptrolle bei Filmen oder Serien mit.
Bei manchen Musikern lässt sich kaum bestimmen, in welcher Branche sie mehr Erfolg hatten im Film oder in der Musik. Zu nennen sind hier etwa Frank Sinatra und Dean Martin. Anders verhielt es sich bei Elvis Presley, dessen Filme angefangen bei dem Western „Love me Tender“ (1956) bis hin zu „Change of Habit“ (1969) bei der Kritik nur einen mäßigen Eindruck hinterließen. Immerhin aber spielte Presley in 31 Spielfilmen eine mehr oder weniger überzeugende Rolle. Seine Filme drehen sich oft um die Songs Presleys und haben daher eine eher fade Story. Zwei Mal wurde Presley als unkooperativster Schauspieler mit dem „Sour Apple“ ausgezeichnet. Dreharbeiten mit ihm schienen vor allem für die Kollegen eine Herausforderung zu sein. Die Filme Presleys profitierten dennoch von seiner Popularität und für den finanziellen Erfolg spielt Qualität im Filmgeschäft nicht immer eine Rolle.
Ein gutes Beispiel für die Schauspielkunst eines Musikers ist David Bowie, der seit den 70er Jahren in zahlreichen Filmen Haupt- und Nebenrollen übernahm, die bei Publikum und Kritik gut ankamen. Oft gelobt wird seine Leistung in „Der Mann, der vom Himmel fiel“ (1976). Obwohl er noch wenig Erfahrung besaß, bekam er für den Science-Fiction-Film den „Saturn Award“ als bester Hauptdarsteller.
In einigen Fällen wird die Karriere als Musiker und Musikerin in den Filmen auch persifliert. In „Bodyguard“ aus dem Jahr 1992 etwa zeigt sich Whitney Houston als ihr Alter Ego und landet mit dem Soundtrack sogar ihren größten Hit „I will always love you“. Der Film thematisiert das Unvermögen der Sängerin, unter der ständigen Angst und dem Druck der Öffentlichkeit privates Glück zu finden. Ob der Film „Bodyguard“ gefällt oder nicht, ist wohl Geschmacksache. In jedem Fall avancierte er aber zum Kultfilm.
Auch Tom Waits und Iggy Pop spielen in „Coffee and Cigarettes“, sich selbst. Dieser Episodenfilm zu dem Jim Jarmusch das Drehbuch lieferte und Regie führte, enthält unter anderem den Kurzfilm „Somewhere in California“, bei dem sich die beiden Stars völlig belanglos über ihre Vorlieben für Kaffee und Zigaretten austauschen und ebenso unaufgeregt den Grad ihrer Bekanntheit vergleichen. Der Film wurde 1993 mit der Goldenen Palme ausgezeichnet.
Ein ständiges Ziel der Kritikerhäme waren hingegen die Filme Mick Jaggers. Angefangen mit dem Film „Kelly der Bandit“ aus dem Jahr 1970, in dem er den australischen Rebellen Ned Kelly spielt. Fast 100 Minuten kann der Zuschauer Zeuge werden, wie Jagger mit Backenbart den Banditen auf der Flucht mimt. Er spielt, als habe er mit dem Geschehen nichts zu tun. Der Film war ein unfreiwilliger Angriff auf die Lachmuskeln. Über „Performance“, den zweiten Film mit Jagger als Darsteller, behauptete Richard Schickel sogar, dass er der „wertloseste Film“ sei, „den er je gesehen habe“.
Die Sängerin Jennifer Lopez hat erstmals im Jahr 1986 in einem Film mitgewirkt, danach folgten zahlreiche Auftritte in Serien. An der Seite Jean Penns spielte sie in dem Oliver Stones „U-Turn – Kein Weg zurück“ (1997) die Provinzschönheit. Der Film sollte ein Flop werden. Anders verhielt es sich mit ihren späteren Filmen wie „Manhattan Love Story“, „The Cell“ und „Wedding Planer“, die große Erfolge wurden.
Hier als Beispiel der Trailer zum 1956 erschienen Film „Love me Tender“ mit Elvis in der Hauptrolle:
https://www.youtube.com/watch?v=2miAukzxHNI